Erinnerung an die Deportation von Jüdinnen und Juden

Gedenkinitiativen für die Opfer antisemitischer Gewalt im nationalsozialistischen Thüringen

Foto: Sammelort für die Thüringer Juden vor ihrer Deportation 1942: Die ehemalige Viehauktionshalle kurz vor ihrer vollständigen Zerstörung durch Brandstiftung im Jahr 2015 Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Jüdisches Leben in Thüringen und seine Zerstörung

Über 6.000 Menschen jüdischen Glaubens und jüdischer Herkunft lebten vor 1933 im Gebiet des heutigen Thüringen, für 48 Orte ist jüdisches Leben belegt. Die Synagogen in Eisenach, Erfurt, Gera, Gotha, Meiningen, Nordhausen und anderen Gemeinden prägten das Stadtbild, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung wurde von jüdischen Bürgerinnen und Bürger mitgestaltet. Dieses reiche jüdische Leben wurde im Nationalsozialismus zerstört. 1933 setzte die systematische staatliche und gesellschaftliche Entrechtung, Beraubung und Vertreibung ein.

Mit der Deportation der Thüringer Jüdinnen und Juden nach Bełżyce am 9./10.Mai 1942 begann die Shoah

Nach Kriegsbeginn 1939 wurden in Thüringen wie überall im Deutschen Reich die Jüdinnen und Juden gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen und getrennt von nichtjüdischen Nachbarn in "Judenhäusern" unter schlechten Bedingungen zu leben. Dort erreichte sie wenige Tage vor der Deportation die Ankündigung, sich am 9. Mai 1942 an Sammelplätzen in ihrer jeweiligen Stadt einfinden zu müssen. Mit dem Zug wurden sie nach Weimar gebracht, dort in einer Viehauktionshalle festgehalten und am 10. Mai zusammen mit Juden aus Sachsen in ein Ghetto im polnischen Bełżyce verschleppt. Fast alle der 513 Männer, Frauen und Kindern aus Thüringen wurden in Bełżyce, im KZ Majdanek oder in anderen Vernichtungslagern ermordet. Nur eine junge Frau überlebte. Am 19. September 1942 wurden 364 Menschen aus 38 Orten in das KZ Theresienstadt deportiert. Viele von ihnen wurden später im Vernichtungslager Auschwitz ermordet, das vom Erfurter Unternehmen J. A. Topf & Söhne mit Leichenverbrennungsöfen und Lüftungstechnik für die Gaskammern beliefert wurde.

Wir gedenken der Thüringer Bürger, die aus antisemitischen Motiven ermordet wurden.

Gedenken verlangt Denken

Auf Initiative des Erinnerungsortes Topf & Söhne und der Landeszentrale für politische Bildung wurde 2012 anlässlich des 70. Jahrestages des Beginns der Deportationen erstmals gemeinsam in Thüringen an die Deportation erinnert. Wir dokumentieren hier die vom Erinnerungsort seit 2012 mitinitiierten Projekte des Gedenkens, der historischen Erinnerung und der Reflexion, wie eine Kultur der Menschenwürde und der Demokratie verteidigt und geschaffen werden kann.

Aktionen