Eva Schloss

Eva Schloss, geboren 1929 in Wien als Eva Geiringer in einer jüdischen Familie. Die Eltern flohen mit ihr und ihrem Bruder 1938 in die Niederlande. Nach Einmarsch der Deutschen lebten sie im Versteck, wurden 1944 verraten und nach Auschwitz deportiert. Sie und ihre Mutter überlebten das Vernichtungslager, ihr Vater und ihr Bruder wurden ermordet.

Eine ältere Frau sitzt auf einem grünen Sofa.
Foto: Eva Schloss im Interview mit dem Erinnerungsort Topf & Söhne, 2017 Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Ich hoffe, dass eine Änderung kommen wird. Ich finde, in den Schulen muss man die Leute unterrichten, was unser Zweck ist, dass wir zusammenleben wollen in Harmonie. Krieg ist etwas, was niemandem etwas nützt. Waffenindustrie ist eine Verschwendung von wunderbarem Geld, wo wir andere Sachen machen könnten.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Historisches schwarz-weiß Foto von einem sitzenden Mädchen und einem dahinter stehenden Jungen.
Foto: Eva Schloss mit ihrem Bruder Heinz in Brüssel. Foto: © Eva Schloss

Eva Schloss wurde am 11. Mai 1929 in Wien geboren. Ihre Familie lebte bereits seit Generationen dort. Sie waren jüdisch, aber nicht religiös. Ihr Vater Erich Geiringer leitete eine Schuhfabrik, die er von seinem Vater geerbt hatte. Die Mutter Elfriede Geiringer, geb. Markovits, von allen nur Fritzi genannt, entstammte einer jüdischen Mittelschichtsfamilie. Eva Schloss erinnert sich an eine glückliche Kindheit, gemeinsam mit ihrem geliebten älteren Bruder Heinz, ihren Eltern und zahlreichen Verwandten.

Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich floh die Familie 1938 zunächst nach Belgien und dann in die Niederlande. Dort lebten sie ab 1940 in Amsterdamer Stadtteil Rivierenbuurt auf dem Merwedeplein. Anne Frank wohnte mit ihrer Familie in der Nachbarschaft. Als im Mai 1940 die deutschen Truppen die Niederlande überfielen, tauchte die Familie Geiringer unter. Zwei Jahre hielt sie sich in immer wieder wechselnden Verstecken getrennt voneinander verborgen, Eva mit ihrer Mutter und der Vater mit Heinz.

Am 11. Mai 1944, ihrem 15. Geburtstag, wurden Eva und ihre Mutter verhaftet. Wie auch der Vater und Bruder waren sie an die Gestapo verraten worden. Die Familie wurde zunächst in das von den nationalsozialistischen Besatzern errichtete Durchgangslager Westerbork und von dort in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sofort nach der Ankunft wurden Evas Vater und ihr Bruder von ihr und der Mutter getrennt und in das Stammlager Auschwitz gebracht. Es war das letzte Mal, dass Eva ihren Bruder Heinz sah. Den Vater traf sie durch Zufall später im Lager wieder. Heinz starb im April 1945 auf einem Todesmarsch, der Vater Erich am 4. Mai 1945 im KZ Mauthausen.

Nach der Befreiung durch die Rote Armee kehrten Eva und ihre Mutter über Umwege nach Amsterdam zurück. Dort trafen sie Otto Frank, den Vater von Anne. Seine ganze Familie war ebenfalls nach Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Nur er hatte den Holocaust überlebt. Das gleiche Schicksal und die Trauer um ihre Angehörigen brachten Elfriede Geiringer und Otto Frank einander näher. Sie heiraten 1953 und zogen nach Basel in die Schweiz. Eva ging 1950 für eine Ausbildung in einem Fotostudio nach London und lernte dort Zvi Schloss kennen. Die beiden heirateten 1952. Sie bekamen drei Töchter und haben fünf Enkelkinder. In den 1980er Jahren sprach Eva Schloss das erste Mal in der Öffentlichkeit über ihr Erlebtes. Seitdem teilt sie ihre Geschichte mit Menschen auf der ganzen Welt und hält die Erinnerung an die Ermordeten wach. Sie schrieb mehrere Bücher und erhielt 2001 für ihren Einsatz die Ehrendoktorwürde der Northumbria University.

 

Interview