Bildungsangebote zur Wanderausstellung "Un-er-setz-bar"

Hinweise zum Einsatz der Arbeitsblätter für die Spurensuche in der Ausstellung

Die Ausstellung "Un-er-setz-bar. Begegnung mit Überlebenden" ist fünf Überlebenden der nationalsozialistischen Vernichtung und ihren Familien gewidmet. Die Jugendlichen lernen Esther Bejarano und Éva Pusztai kennen: eine deutsche und eine ungarische Jüdin, die Auschwitz überlebten. Sie begegnen Günter Pappenheim, dem Sohn eines ermordeten Sozialisten und selbst im KZ Buchenwald inhaftiert. Die Sinteza Waltraud Reinhardt, die ihre Eltern verlor, erzählt in der Ausstellung zum ersten Mal ihre Geschichte. In Reinhard Schramm begegnen die Besucher einem deutschen Juden, der als Kleinkind im Versteck überlebte und heute Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen ist.

Das Leben dieser Menschen bezeugt verschiedene Dimensionen der nationalsozialistischen Verfolgung, des Widerstands und der Rettung. Eigens für die Ausstellung geführte Videointerviews, Dokumente, Fotos und Gegenstände aus persönlichem Besitz berichten von Kindheit, Deportation, Lagererfahrungen und dem Schicksal der Familien. Das Zeugnis der Überlebenden birgt eine große Chance. In der Ausstellung formulieren sie ihr Vermächtnis an die nachfolgenden Generationen. Ihre Botschaft – die Grundsolidarität des Menschen mit dem Menschen – ist die Substanz einer weltoffenen, menschlichen Zukunft.

Veröffentlichungen

Gliederung und Aufbau der Arbeitsblätter

Die vorliegenden Arbeitsblätter ermöglichen Schüler/-innen ab der 9. Klasse eine selbstständige Beschäftigung mit der Ausstellung. Die Arbeitsblätter sind akteurszentriert, die in der Ausstellung porträtierten Menschen stehen mit ihren Erfahrungen und Handlungen im Zentrum. Ein für ihre Lebensgeschichte wichtiges Foto oder Dokument wird in einem ersten Fragenkomplex quellenkritisch betrachtet (Frage an das Foto), um davon ausgehend weitere Zusammenhänge zu erkunden (Spurensuche in der Ausstellung). Der dritte Fragenkomplex (Weiterforschen in der Ausstellung) bietet unterschiedliche Chancen: Entweder ermöglicht er die Verallgemeinerung der gewonnenen Erkenntnisse oder er fragt nach den Konsequenzen für das Heute.

Die Arbeitsblätter wurden für die Beschäftigung mit historischen Quellen und das forschende Lernen entwickelt. In ihrer Themenfülle ermöglichen sie unterrichtsbezogene und fächerübergreifende Ansätze.

Einsatz der Arbeitsblätter

Die Klasse bildet fünf Kleingruppen, die sich je ein Arbeitsblatt aussuchen. Bei der Vorstellung der fünf Überlebenden kann die Lehrkraft die biografische Skizzen im beigelegten Flyer nutzen. Die Kleingruppe liest den biografischen Einführungstext zu „ihrer‟ porträtierten Person auf der Vorderseite des Arbeitsblatts und bearbeitet dann die Aufgaben auf der Rückseite. Dafür sucht sie selbstständig das auf der Vorderseite des Arbeitsblattes abgebildete Foto in der Ausstellung und erschließt sich von dort die benötigten weiteren Informationen (Texte und Videointerviews).

Die ersten beiden Fragekomplexe benötigen eine Bearbeitungszeit von etwa 30 Minuten. In ihrer didaktischen Aufbereitung befördern sie die Methoden- und Sachkompetenz. Bei der Bearbeitung des auf die Reflexionskompetenz abzielenden dritten Fragekomplexes kann zwischen zwei Möglichkeiten gewählt werden. Entweder beantworten die Kleingruppen auch die dritte Frage in der Ausstellung. Für die Bearbeitungszeit sind etwa zehn Minuten einzuplanen. Alternativ kann die Bearbeitung des dritten Fragenkomplexes anschließend in der Schule erfolgen. Dazu wählt die Lehrkraft aus einem der Arbeitsblätter den dritten Fragenkomplex aus und stellt ihn der Klasse als Aufgabe in Einzelarbeit. Hierzu empfehlen sich die Fragen auf dem Arbeitsblatt zu Éva Pusztai (Éva Pusztai sagt: "Die Demokratie müssen wir beschützen." Warum sagt sie das? Wie kann die Demokratie geschützt werden und wie kann jede und jeder einzelne dazu beitragen?) oder auf dem Arbeitsblatt zu Günter Pappenheim (Wen könnte Günter Pappenheim mit "Rattenfänger" meinen und warum verwendet er diesen Begriff? Was kann die Gesellschaft tun, damit "die Rattenfänger keinen Boden gewinnen"?).

In jedem Fall soll noch in der Ausstellung eine Auswertung mit der Klasse erfolgen. Die Kleingruppen stellen "ihre" Person und ihre Antworten vor. Die Lehrkraft sollte sachliche Fehler in der Beantwortung der ersten zwei Fragenkomplexe korrigieren, beim dritten Fragenkomplex gibt es kein "Richtig" oder "Falsch". Ziel ist die Selbstreflexion und das Gespräch darüber.