Orte der Shoah in Polen: Buchvorstellung im Erfurter Erinnerungsort Topf & Söhne
Polen betreut ein schwieriges Erbe: Eine Vielzahl von Gedenkstätten erinnert an die Ermordung der europäischen Juden während der deutschen Besatzung.
Polen betreut ein schwieriges Erbe: Eine Vielzahl von Gedenkstätten erinnert an die Ermordung der europäischen Juden während der deutschen Besatzung.
Am Abend des 9. November 1938 brach in ganz Deutschland eine Welle der Gewalt gegen Juden los: Synagogen brannten, Häuser, Schulen und Geschäfte wurden zerstört. Jüdische Männer wurden auf der Straße beleidigt, verletzt, ermordet, in Konzentrationslager verschleppt. 189 Erfurter wurden in das KZ Buchenwald gebracht. Fünf von ihnen starben dort an den Misshandlungen, weitere später an den Haftfolgen.
Vom 21. bis 23. Oktober tagen Pädagoginnen und Pädagogen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz am Erfurter Erinnerungsort Topf & Söhne. Alle Teilnehmenden haben zuvor einen Sommerkurs an der Internationalen Schule für Holocaust-Studien der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel besucht und treffen sich nun in Erfurt zum fachlichen Austausch.
Der Erinnerungsort Topf & Söhne lädt am 11. Oktober um 19 Uhr in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung zu einem Vortrag über die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ein. Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) wird das völkisch-autoritäre Erfolgsmodell dieser Partei analysieren sowie ihre konflikthafte Geschichte und ihre aktuellen Diskursstrategien vorstellen.
Am 20. September um 19 Uhr stellt Herausgeber Wolfgang Benz im Erinnerungsort Topf & Söhne, das Buch „Nach dem Untergang. Die ersten Zeugnisse der Shoah in Polen 1944–1947“ vor. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
In dieser Woche werden gleich zwei Wanderausstellungen des Erinnerungsortes Topf & Söhne dem Publikum in Erfurt präsentiert. Die Achava-Festspiele Thüringen 2016 eröffnen heute um 19 Uhr im Heizwerk mit der Sonderausstellung "Un-er-setz-bar. Begegnung mit Überlebenden".
Der Gebäudekomplex Turniergasse 17, der ab 1939 und bis vor wenigen Jahren vom städtischen Gesundheitsamt genutzt wurde, wird derzeit saniert und zu Wohnungen umgenutzt. In einem großen vermauerten Hohlraum machten Bauarbeiter eine Entdeckung, die sie sofort die Arbeit einstellen ließ. Der zugemauerte Raum in einem Zwischengeschoß war voller Aktenordner.
Vor 72 Jahren wurde das in Auschwitz-Birkenau bestehende "Zigeunerlager", wohin von Februar 1943 bis August 1944 etwa 23.000 Menschen auf Befehl von Heinrich Himmler verschleppt wurden, von der SS aufgelöst.
Viel zu einfache „Lösungen“ für die komplexen Herausforderungen der Gegenwart und die Suche nach Sündenböcken verdrängen zunehmend ein demokratisches und menschliches Miteinander. Feindbilder und offener Hass gegen Minderheiten werden immer mehr zum Bestandteil der politischen Auseinandersetzung. Diese besorgniserregenden Entwicklungen verlangen eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Am 5. Juli um 19 Uhr referiert die Historikerin Anna Hájková unter dem Titel: „Ohnmacht und Familie. Die Deportationen von Theresienstadt nach Auschwitz“ über die Organisation, Psychologie und (die Grenzen der) Loyalität der Deportierten. Sie analysiert den Zusammenhalt der Familien angesichts des Äußersten und geht der Frage nach, was die Transporte nach Auschwitz und die Dynamik der schlechten Nachrichten mit der Theresienstädter Häftlingsgesellschaft machten.