Führung zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938

08.11.2016 14:41

Am Abend des 9. November 1938 brach in ganz Deutschland eine Welle der Gewalt gegen Juden los: Synagogen brannten, Häuser, Schulen und Geschäfte wurden zerstört. Jüdische Männer wurden auf der Straße beleidigt, verletzt, ermordet, in Konzentrationslager verschleppt. 189 Erfurter wurden in das KZ Buchenwald gebracht. Fünf von ihnen starben dort an den Misshandlungen, weitere später an den Haftfolgen.

Unter den Erfurter Buchenwald-Häftlingen waren auch David Wiemokli und sein Sohn Willy, die eine besondere Geschichte mit der Firma Topf & Söhne verbindet.  David Wiemokli stammte aus einer polnisch-jüdischen Familie in Berlin, vor seiner Heirat mit einer Protestantin ließ auch er sich taufen. Dennoch wurde er als Jude verfolgt und 1943 in Auschwitz ermordet.

Als Vater und Sohn Wiemokli Ende November 1938 aus dem KZ Buchenwald entlassen wurden, weigerte sich Willy Wiemoklis bisheriger Arbeitgeber, der Kaufmann Hans Türck, ihn weiter zu beschäftigen. Deshalb war er mehr als dankbar, als er im Januar 1939 bei Topf & Söhne Arbeit fand und seinen seit 1933 arbeitslosen Vater wieder finanziell unterstützen konnte. Nur Monate später, im November 1939, begann dieses Unternehmen mit der Lieferung von Leichenverbrennungsöfen nach Buchenwald und in andere Konzentrationslager.

Die Führung in der Sonderausstellung "Erfurt – Auschwitz" wird am Beispiel der Familie Wiemokli zeigen, wie Menschen aus der deutschen Gesellschaft ausgegrenzt und verfolgt wurden, weil sie jüdisch waren oder von den Nationalsozialisten zu Juden erklärt wurden. Dabei wird auch auf die Situation der "jüdischen Mischlinge" eingegangen, zu denen Willy Wiemokli gerechnet wurde. Zur Zerrissenheit zwischen dem Schicksal der jüdischen Verwandten und der individuellen Hoffnung, verschont zu bleiben, kam für Willy Wiemokli ein persönliches Dilemma: Er fand ausgerechnet bei jenen Schutz, die später als Ofenbauer von Auschwitz zu den Technokraten der Vernichtung wurden.

Öffentliche Führung am Mittwoch, 9. November um 17 Uhr. (Eintritt frei)