Lange Nacht der Museen
Internationale Kurzfilmnacht Erinnerung an die Shoah
Angesichts des Spiegelmottos der Langen Nacht haben wir das Medium Film ausgewählt, weil es Geschichte reflektiert und eine Form des Gedenkens an die Shoa darstellt. Aufgeführt werden fünf Kurzfilme, die dem Genre des Filmdramas, der Komödie und des Dokumentarfilms entstammen und emotional, komisch, experimentell und kritisch sind. Drei dieser Filme haben nationale und internationale Preise erhalten, darunter einen Oscar. Zwei Filme wurden in Deutschland gedreht, die anderen wurden extra für diesen Abend beim National Center für Jewish Films in den USA ausgeliehen. Die Filme werden von 22-24 Uhr gezeigt und einführend erläutert. Auch besteht die Möglichkeit zum anschließenden Gespräch.
Spielzeugland
Deutschland, 2007, 14 Min.
Der Kurzfilm, der 2009 einen Oscar erhielt, spielt in Deutschland im Jahr 1942: Angesichts der nahenden Deportation der jüdischen Nachbarfamilie Silberstein erklärt Marianne Meißner ihrem Sohn Heinrich tröstend, dass sein Freund David mit seiner Familie ins „Spielzeugland“ fahre. Daraufhin packt auch Heinrich seinen Koffer…
Simply Human
Israel, 2000, 30 Min., OmU, Untertitel englisch
Hans Snoek (1910-2001) war eine berühmte niederländische Tänzerin. Sie gestaltete das Scapino Ballett, ein Tanzensemble für Kinder, sowie das Krakeling Theater, ein Jugendtheater, und engagierte sich mit weiteren musischen und geisteswissenschaftlichen Aktivitäten besonders für Kinder. Für ihre Beiträge erhielt Hans Snoek die höchste Ehrung von der niederländischen Königin. Eine kurze, aber bewegende Geschichte blieb trotz ihres Ruhms öffentlich lange unbekannt: Während der deutschen Besatzungszeit in den Niederlanden 1940 bis 1945 versteckte Hans Snoek jüdische Mitbürger in ihrer Wohnung in Amsterdam und riskierte damit ihr Leben. Dafür erhielt sie 1996 die Ehrentitelauszeichnung von Yad Vashem. Der Kurzfilm erzählt ihre Lebensgeschichte.
Yizkor (Remembrance)
USA, 2010, 24 Min., englisch
Nach dem Tod ihrer Großmutter entdeckte Ruth Fertig die Memoiren, die ihre verstorbene Großmutter Liselotte Fertigova in den letzten Lebensjahren geschrieben hatte. Sie berichtet dort von ihren Erfahrungen im Holocaust, über die sie mit ihren Kindern und Enkelkindern nie gesprochen hatte, vom Alltag als schwangere Frau und junge Mutter, die darum kämpfte, ihre Familie im Konzentrationslager Theresienstadt am Leben zu erhalten. Die Film-Studentin Ruth Fertig produzierte den Kurzdokumentarfilm, um die Geschichte ihrer Großmutter vom Überleben und von der Widerstandskraft angesichts erdrückender Ungewissheit erstmals zu erzählen.
Der kleine Nazi
Deutschland, 2010, 13 Min.
Die Kurzfilm-Komödie zeigt das Weihnachtsfest der Familie Wölkel: Wie jedes Jahr feiert die Familie bei der Großmutter. Doch dieses Jahr ist alles anders, denn Großmutter hat das Naziweihnachten ihrer Kindheit auferstehen lassen. Die demente Großmutter kann die Aufregung um ihren Christbaumschmuck nicht nachvollziehen, auch ihr Enkelkind Leo kann nicht verstehen, warum der grüßende Engel den Baum nicht dekorieren darf. Das Chaos wird perfekt, als sich die Enkeltochter Jana mit ihrem israelischen Freund ankündigt. Denn eines wollen ihre Eltern nicht: für Nazis gehalten werden.
The Holocaust Tourist
England, 2005, 10 Min., englisch
Der Kurzfilm blickt auf die gegenwärtige Erinnerungskultur. Er ist eine sarkastische und fragende Wortmeldung zur zunehmenden Kommerzialisierung des Vermächtnisses des Holocaust in Polen sowie des immer populärer werdenden sogenannten Dark Tourism, der die Faszination im Schrecken sucht und für den Auschwitz längst ein „attraktives Reiseziel“ darstellt. Am Ende steht die grundsätzliche Frage, wie ein angemessenes und den Interessen der Besucher entsprechendes Gedenken 70 Jahre nach dem Holocaust aussehen kann.