Kicker, Kämpfer, Legenden

09.05.2015 09:00 – 31.01.2016 18:00

Eine Ausstellung über persönliche Schicksale jüdischer Fußballer im Nationalsozialismus

Farbfoto, links im Bild weißes Banner mit Schriftzug Kicker Kämpfer Legenden Juden im deutschen Fußball und Vom Platz vertrieben Juden, Fußball und Nationalsozialismus in Thüringen, rechts im Bildhintergrund Personengruppe
Führung durch die Ausstellung "Kicker, Kämpfer, Legenden" Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
31.01.2016 18:00

Kicker, Kämpfer, Legenden: Juden im deutschen Fußball

Genre Ausstellung
Veranstalter Erinnerungsort Topf & Söhne
Veranstaltungsort Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, 99099 Erfurt
workTel. +49 361 655-1681+49 361 655-1681

Eine Ausstellung des Centrum Judaicum, ergänzt durch Beispiele aus Thüringen

Vor 150 Jahren kam der moderne Fußball aus England auf den europäischen Kontinent, zunächst in die Schweiz, dann nach Deutschland. Dort gab es viel Widerstand gegen diese "englische Krankheit" der "Fusslümmelei". In den Schulen dominierte die deutsche Turnbewegung. Fußballspielen wurde zunächst verboten.

Schon von seinem Ursprung her international, wurde der Fußball zur Leidenschaft vieler deutscher Juden, die im 1871 gegründeten Kaiserreich erstmals Bürgerrechte erhielten. Der Name "Deutscher Fußballbund" für den 1900 in Leipzig gegründeten Dachverband, an dem auch der Sport-Club Erfurt (Vorgänger vom FC Rot-Weiß Erfurt) beteiligt war, stammt von Walther Bensemann, Sohn eines jüdischen Bankiers und leidenschaftlicher Fußballspieler. 1920 rief dieser begnadete Sportjournalist die Fußballzeitschrift Der Kicker ins Leben und war bis 1932 ihr Chefredakteur. Der englische Name Kicker war Programm für den Kosmopoliten. Für ihn war Sport "vielleicht das einzig wahre Verbindungsmittel der Völker und Klassen". Auch an der Gründung des Karlsruher FV, damals einer der erfolgreichsten deutschen Vereine, war Bensemann beteiligt. Legendär waren die beiden jüdischen Spieler Gottfried Fuchs und Julius Hirsch, die als Stürmer 1910 den Karlsruher FV zum deutschen Meister machten.

Die Ausstellung "Kicker, Kämpfer, Legenden" zeigt an diesen und vielen weiteren Beispielen, wie jüdische Spieler, Trainer, Journalisten, Funktionäre und Mäzene den deutschen Fußball populär machten. Sie dokumentiert, wie die Nationalsozialisten diese Tradition zerstörten, indem sie Juden aus den Vereinen ausschlossen, sie in die Emigration trieben oder ermordeten. Walter Bensemann und Gottfried Fuchs verließen Deutschland, beraubt um ihr Lebenswerk. Julius Hirsch wurde 1943 in Auschwitz ermordet.

Nach der Machtübernahme durch Hitler 1933 nahmen die Fußballvereine – oft auf eigene Initiative – "Arierparagraphen" in ihre Satzungen auf. Für die Ausgeschlossenen wurde die jüdische Sportbewegung zum Ort der Selbstbehauptung und gegenseitigen Ermutigung. Auch in Thüringen entstanden ab 1933 erstmals jüdische Sportvereine, darunter in Erfurt, Jena, Gera und Meiningen. Der Erinnerungsort hat ihre Spuren erforscht und dank der der Unterstützung zahlreicher Menschen, Initiativen und Archive in Thüringen und weit darüber hinaus einen eigenen regionalen Ausstellungsteil Vom Platz vertrieben. Juden, Fußball und Nationalsozialismus in Thüringen erarbeitet, der ab 2016 als Wanderausstellung ausgeliehen werden kann.

Die Firmengeschichte von Topf & Söhne bietet einen direkten Bezug zum Erfurter Fußball. Der 1891 in Erfurt geborene Max Machemehl absolvierte bei Topf & Söhne eine kaufmännische Lehre und war später in leitender Stellung unmittelbar am Verkauf der KZ-Öfen und der Lüftungstechnik für die Gaskammern in Auschwitz beteiligt. Max Machemehl war jahrzehntelang, auch zwischen 1933 und 1945, im Sport-Club Erfurt aktiv: als Schiedsrichter, Leiter der Fußballabteilung und stellvertretender Vereinsvorsitzender.

Veröffentlichungen

Blick in die Ausstellung

Reden zur Ausstellungseröffnung