Annegret Schüle: Einführung in die Ausstellung "Industrie und Holocaust" im Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden

07.08.2018 19:00

"Die Frage, ob und wie eine Gesellschaft die Geschichte der Täter aus ihrer Mitte erinnert, hat auch Jahrzehnte nach dem Krieg an Brisanz nichts eingebüßt."

Annegret Schüle, Kuratorin der Ausstellung

Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Gerich,
sehr geehrte Frau Kulturdezernentin Hoyer,
sehr geehrter Herr Kulturdezernent Imholz,
sehr geehrte Frau Direktorin Philipp,
sehr geehrter Herr Steinmetz,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des sam,
sehr geehrte Vertreter der Jüdischen Gemeinde,
sehr geehrte Damen und Herren,

beginnen möchte ich mit dem Dank an das Stadtmuseum am Markt und die Landeshauptstadt Wiesbaden für die Präsentation unserer Wanderausstellung "Industrie und Holocaust: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz". Wie jede große Ausstellung ist ein solches Produkt Teamwork – die vielen Beteiligten können Sie dem Impressum entnehmen. Hervorheben möchte ich, dass diese Ausstellung ohne ein erstes Wanderausstellungsprojekt der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 15 Jahren, ohne die Förderung der Bundeskulturstaatsbeauftragten und des Freistaats Thüringen und ohne die Unterstützung des Förderkreises Erinnerungsort Topf & Söhne e. V. nicht möglich gewesen wäre.

Mit der Technik für die Vernichtung von Menschen und die Leichenbeseitigung erwirtschaftete J. A. Topf & Söhne, Erfurt knapp zwei Prozent und damit einen verschwindend geringen Teil seines Umsatzes. Doch diese zwei Prozent berechtigen, das Unternehmen zum Thema einer internationalen Wanderausstellung zu machen.

Hier verbindet sich die Industriegeschichte mit dem Massenmord in Auschwitz an 960.000 Juden, über 70.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma, 15.000 sowjetischen Kriegsgefangenen sowie 15.000 Menschen verschiedener Nationalitäten.

Nachdem die SS in Auschwitz entdeckt hatte, dass man mit dem Insektenvertilgungsmittel Zyklon B Tausende von Menschen in wenigen Minuten töten kann, bestand ihr größtes Problem darin, wie sie die große Zahl der Leichen spurlos verschwinden lassen konnte. Die leistungsfähigen Verbrennungsöfen von Topf & Söhne waren geeignet, dieses Problem für die SS zu lösen. Auch bei der Vernichtung selbst stellten sich technische Fragen, für welche Topf & Söhne die Antworten lieferte. Erst ihre Be- und Entlüftungen schufen die Voraussetzung, um die unterirdischen Gaskammern in Auschwitz-Birkenau überhaupt kontinuierlich als Tötungseinrichtung benutzen zu können.

Die ungeheuerliche Praxis der Massenvernichtung menschlichen Lebens in Auschwitz-Birkenau war in der Erfurter Firma präsent: als Lieferauftrag, als Arbeitsvorgang, als technologische Herausforderung. In den Köpfen und den Papieren der bei Topf & Söhne mit den SS-Aufträgen befassten Mitarbeitern gingen das Menschheitsverbrechen in den Todesfabriken von Auschwitz und der zivile Arbeitsalltag in Erfurt eine Verbindung ein, die in ihrer Selbstverständlichkeit stark irritiert.

So führte Ernst Wolfgang Topf im November 1941 in der Auftragsbestätigung für das geplante Krematorium in Auschwitz-Birkenau beflissentlich aus – Sie können es in der Ausstellung nachlesen: "Erwähnen möchten wir, dass die Einäscherungskammern in den Öfen jetzt größer gebaut werden als bei den bisherigen Öfen. Hierdurch wollen wir eine größere Leistung erreichen. Aus dem gleichen Grunde haben wir auch statt 2 Saugzug-Anlagen deren 3 vorgesehen, dabei aber auch berücksichtigt, dass gefrorene Leichen zur Einäscherung gelangen, die mehr Heizmaterialaufwand bedingen, wodurch die Abgasmenge sich erhöht."

Waren die Ofenkammern in den Lagerkrematorien zunächst kleiner als bei städtischen Einäscherungsanlagen, weil kein Sarg vorgesehen war, so wurden sie jetzt bei den neuen Ofentypen wieder vergrößert. Ernst Wolfgang Topf wusste also, dass mehr als eine Leiche in einer Kammer auf einmal verbrannt werden sollte. Und er wusste, dass es sich bei "gefrorenen Leichen" nicht um Menschen handeln konnte, denen vor ihrem Tod die gebotene menschliche Fürsorge zuteil geworden war.

Mit dem Konzipieren der Anlagen, auch in eigener Initiative und ohne ausdrücklichen Auftrag der SS, reagierten die Ingenieure unmittelbar auf die Radikalisierung des Mordens und bemühten sich, ihr mit neuen technischen Lösungen zu entsprechen: Dabei nahmen sie den Vernichtungsprozess und dessen Resultat, die Vielzahl der Toten, gedanklich vorweg. Sie standen mit Stoppuhren vor den Öfen in Auschwitz, um die Verbrennungszeit zu messen und zu verkürzen. Sie nahmen an der Ermordung von Menschen mit Gas teil, um ihre Lüftungstechnik zu testen.

Hannah Arendt beschrieb 1964 in einem Fernsehinterview mit Günter Gaus ihre Reaktion, als sie 1943 zum ersten Mal von der Massenvernichtung erfahren hatte, mit folgenden Worten: "Das Entscheidende ist ja nicht '33, jedenfalls für mich nicht. Das Entscheidende ist der Tag gewesen, an dem wir von Auschwitz erfuhren. […] Vorher hat man sich gesagt: Nun ja, man hat halt Feinde in der Welt, nicht. Das ist doch ganz natürlich. Warum soll ein Volk keine Feinde haben? Das ist eine Bande, alles möglich. Aber dies ist ganz anders gewesen. Das war wirklich, als ob der Abgrund sich öffnet. Weil man irgendwie die Vorstellung gehabt hat, alles andere hätte irgendwie noch einmal gut gemacht werden können, wie in der Politik ja alles irgendwie einmal wieder gut gemacht werden können muss. Dies nicht. Dies hätte nie geschehen dürfen. Und damit meine ich nicht die Zahl der Opfer. Sondern ich meine die Fabrikation der Leichen […]. Da ist irgendetwas passiert, womit wir alle nicht mehr fertig werden."

Die industrielle Vernichtung von Menschenleben fassten jene, die in den Krematorien von Auschwitz-Birkenau arbeiten mussten und in der Ausstellung zu Wort kommen – die Häftlinge der Sonderkommandos – im Bild der "Todesfabriken". Unter den mindestens elf Firmen, die diese Todesfabriken bauten und ausstatteten, war Topf & Söhne für die SS die wichtigste. Indem sie technische Anlagen nur dafür ersannen, erstellten, in Betrieb hielten und verbesserten, um Menschen massenhaft ihres Lebens zu berauben und ihre Leichen verschwinden zu lassen, machten sich die Unternehmer und Techniker aus Erfurt zu Mittätern eines Massenverbrechens.

Wesentliche Entlastungsmuster konnte die Täterforschung in den letzten Jahrzehnten widerlegen: die Vorstellung von den dämonischen Tätern mit pathologischen Motiven wie auch die Vorstellung, die Bevölkerung habe von der Judenvernichtung nichts gewusst. Dass zudem zahlreiche Deutsche in vielerlei Hinsicht von Vernichtungskrieg und Judenmord profitierten, haben Forschungsdebatten eindrücklich belegt. Die Ausstellung untersucht nun an einem exponierten historischen Beispiel, wie der Holocaust durch ein normales Wirtschaftsunternehmen mitten in der deutschen Gesellschaft mit ermöglicht und mit getragen wurde.

Die Verantwortlichen und Mitarbeiter von Topf & Söhne waren weder fanatische Nationalsozialisten noch radikale Antisemiten. Sie agierten nicht als Teil einer Organisation wie der SS oder innerhalb militärischer Strukturen mit Befehl und Befehlsausführung. Ihr Handeln kann auch nicht als kollektive Verrohung gedeutet werden, wie sie weit entfernt vom alltäglichen und familiären Umfeld etwa bei den mobilen Mordkommandos – den so genannten Einsatzgruppen – hinter der Ostfront einsetzte. Die Arbeit bei Topf & Söhne war eingebettet in einen gewöhnlichen Alltag im heimatlichen Umfeld und in der Familie.

Die Ausstellung "Industrie und Holocaust: Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz" beginnt mit der Firmengründung durch Johannes Andreas Topf 1878 und beschreibt den Aufstieg zu einer Firma mit Weltgeltung in der zweiten Unternehmergeneration an der Wende zum 20. Jahrhundert. Die Geschichte der Feuerbestattung und die Darstellung des Erfolgs der Firma bei der Entwicklung pietätvoller Krematoriumsöfen lässt die "Fallhöhe" ermessen, die der Bau von Leichenverbrennungsöfen für die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager ab 1939 bedeutete.

Firmeninhaber, Ingenieure, Monteure und andere Mitarbeiter werden vorgestellt, untersucht wird ihre Rolle innerhalb der Betriebsgemeinschaft und bei den SS-Geschäften. Schlüsseldokumente zum Holocaust aus dem Betriebsarchiv, aus Auschwitz und Moskau beweisen, wie viel die Männer bei Topf und Söhne über die nationalsozialistischen Verbrechen in den Lagern wussten und in welcher Form sie selbst als Zivilisten beteiligt waren. Berichte von Häftlingen bezeugen, was den Menschen in Auschwitz mithilfe der Produkte von Topf & Söhne angetan wurde.

Weil die Ingenieure und Zeichner die Anlagen wie damals üblich an Zeichenmaschinen konstruierten, haben wir die Gestalt des Hauptexponatträgers an dieses "Tatwerkzeug" angelehnt, wie Sie sehen.

Wie mit der Schuld der Beteiligten nach 1945 in Ost- und Westdeutschland und nach 1990 im vereinten Deutschland umgegangen wurde, ist Inhalt der Nachgeschichte. Als Geschäftsinhaber waren die Brüder Ludwig und Ernst Wolfgang Topf aus der dritten Generation der Unternehmerfamilie die Hauptverantwortlichen für die Zusammenarbeit mit der SS. Ludwig Topf vergiftete sich in den frühen Morgenstunden des 31. Mai 1945 im Alter von 41 Jahren, nachdem ihm amerikanische Offiziere seine Verhaftung angekündigt hatten. Sein ein Jahr jüngerer Bruder Ernst Wolfgang Topf wollte sich darauf in den westlichen Besatzungszonen die gemeinsame Lebensversicherung auszahlen lassen. Am 21. Juni 1945 verließ er mit seiner Gattin und seiner kleinen Tochter Erfurt Richtung Wiesbaden. Dort lebten seine Schwiegereltern, der Sohn war bereits bei ihnen. Nach dem Besatzungswechsel in Thüringen konnte Ernst Wolfgang Topf nicht zurückkehren, weil die sowjetischen Militärbehörden ihm die Einreise verweigerten.

Nach der Enteignung des Unternehmens in Erfurt im Mai 1947 hatte es Ernst Wolfgang Topf nicht mehr nötig, beim Neuaufbau des Familienunternehmens im Westen aus taktischen Gründen Rücksicht auf Erfurt zu nehmen. Im Dezember 1947 wandte er sich an die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden mit der Bitte, für ihn eine Geschäftsgenehmigung bei der städtischen Verwaltung zu beantragen, die auch erteilt wurde. Als Adresse gab er Kapellenstraße 39 an, wo er mit der ganzen Familie ein Zimmer in der Wohnung seiner Schwiegereltern bewohnte.

Im Ergebnis des Spruchkammerverfahrens, dem Ernst Wolfgang Topf wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP unterworfen wurde, nahm die Staatsanwaltschaft Wiesbaden 1950 Ermittlungen gegen Ernst Wolfgang Topf wegen Beihilfe zum Mord auf. Am 6. Juni 1951 schickte der Wiesbadener Oberstaatsanwalt Dr. König einen Zwischenbericht an den hessischen Justizminister. Er wies darauf hin, dass die "zahlreichen im Bundesgebiet vernommenen Zeugen nicht bekunden (können), dass der Beschuldigte Verkehr mit der SS des Konzentrationslagers Buchenwald oder mit dem sonstigen Lagerpersonal hatte, von welcher Seite er Zeugnis vom verbrecherischen Verwendungszweck der Öfen hätte erhalten können."

Die Akten dieses Ermittlungsverfahrens 3 Js 737/50 sind nicht erhalten, lediglich der Einstellungsbescheid vom 29. Oktober 1951 liegt im Archiv des Hessischen Justizministeriums vor. Dort notierte der Oberstaatsanwalt, dass "dem Beschuldigten nicht zu widerlegen“ gewesen wäre, "dass er sich mit technischen Fragen nicht befasste und über den wirklichen Verwendungszweck der an das KZ Buchenwald gelieferten Verbrennungsöfen nicht unterrichtet war. (...) Für den Beschuldigten spricht auch, dass er nicht Mitglied der NSDAP war, grundsätzlich keine ‚PG’s’ [gemeint sind NSDAP-Mitglieder] einstellte und den Gruß ‚Heil Hitler’ ablehnte.“ Es irritiert, dass der Wiesbadener Oberstaatsanwalt so weit ging, im Einstellungsbescheid die aktenkundige Parteimitgliedschaft von E. W. Topf zu verneinen. Ihm fehlten nicht nur die Beweise für die Weiterführung der Ermittlungen, er wollte das Verfahren einstellen.

Mit der Eintragung der Firma als J. A. Topf & Söhne ins Handelsregister Wiesbaden am 16. August 1951, von der wir schon hörten, knüpfte Ernst Wolfgang Topf an die aus seiner Sicht ruhmreiche Tradition des Erfurter Familienunternehmens an. Dass er nun ausschließlich Krematoriums- und Abfallvernichtungsöfen baute und sich damit auf den kleinen Produktionsbereich konzentrierte, der zur Basis für die Mittäterschaft am Holocaust wurde, macht deutlich, dass er bei sich keine Schuld sah und sein Handeln im Nationalsozialismus nicht infrage stellte.

Dem Eintrag ins Handelsregister wurde eine von einem Mitarbeiter der IHK Wiesbaden verfasste Darstellung des Betriebes beigelegt, in dem die SS-Geschäfte verschwiegen wurden. "Die Firma soll in Fachkreisen einen guten Ruf genießen. Über die Vermögensverhältnisse ist nichts Näheres bekannt. Hausbanken sind die Nassauische Landesbank Wiesbaden und die Rhein-Mainbank Wiesbaden,“ heißt es dort weiter. Im Wirtschaftsleben waren die Geschäftspolitik der Firma im Krieg und ihre Zusammenarbeit mit der SS völlig getilgt.

Auch mit der Stadtverwaltung Wiesbaden unterhielt Ernst Wolfgang Topf Geschäftsbeziehungen. 1953 bekam er von ihr den Auftrag, Öfen für das städtische Krematorium zu liefern.

Ernst Wolfgang Topf, der 1974 in Brilon im Sauerland starb, leugnete zeitlebens jede wissentliche Verbrechensbeteiligung und rechtfertigte die Geschäfte mit der SS als konventionelle, legale Lieferung harmloser Produkte, die missbraucht worden seien. In seiner Erwiderung auf den ehemaligen Dachau-Häftling Raimund Schnabel, der in seinem Buch mit dem Titel "Moral ohne Macht" zwei Schreiben von Topf & Söhne an die SS veröffentlichte, verstieg er sich zu den Schlussworten: "Es ist keine Phrase, wenn ich mein Haus und sein gesamtes Verhalten in den 12 Jahren des Hitlerreiches mit den Worten kennzeichne: "Moral ohne Macht".

Die Frage, ob und wie eine Gesellschaft die Geschichte der Täter aus ihrer Mitte erinnert, hat auch Jahrzehnte nach dem Krieg an Brisanz nichts eingebüßt. In Erfurt erreichte das Engagement von Menschen, die seit Ende der 1990er Jahre unbeirrt einen historisch fundierten und pädagogisch produktiven Umgang mit dem ehemaligen Firmengelände forderten, schließlich die Zuständigen der Kommune. Am 27. Januar 2011 wurde der "Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz" als Geschichtsmuseum der Landeshauptstadt Erfurt eröffnet. Damit entstand die einzige Einrichtung in Europa, die an einem historischen Firmenstandort die Mittäterschaft der Industrie am Holocaust exemplarisch zeigt, ausstellungsdidaktisch aufbereitet und pädagogisch vermittelt.

Die Wanderausstellung, die wir heute eröffnen, regt zur Reflexion an: Was bedeutet es, wenn ein ganz normales Unternehmen wie Topf & Söhne in der Hölle von Auschwitz agiert? Was waren das für Männer, die die Geschäfte mit der SS abschlossen und umsetzten? Über welche Handlungsspielräume verfügten sie, wie gingen sie damit um? Was war ihre Haltung und was waren die Beweggründe für ihr Handeln?

Ich beschäftige mich nun seit über 16 Jahren wissenschaftlich mit der Rolle von Topf & Söhne im Nationalsozialismus und bin zu dem Schluss gekommen, dass die landläufige Vorstellung, für die Beteiligung an einem monströsen Verbrechen brauche es monströse Motive, hier nicht weiterhilft. Diese Erkenntnis beruhigt nicht, sie verstärkt die Irritation.

Begleitend zur Ausstellung hat der Erinnerungsort Topf & Söhne die wichtigsten Texte und Dokumente in einem deutsch-englischen Band veröffentlicht. Wir haben zudem pädagogische Materialien zum Besuch mit Gruppen entwickelt, als Download auf unserer Website www.topfundsoehne.de verfügbar, sowie den internationalen Webdialog "Verbrechen und Verantwortung: Erinnern für das 21. Jahrhundert" auf dieser Website initiiert. Als Forum der Reflexion über individuelle Verantwortung und grundlegende Werte in einem zukunftsfähigen Europa kreist der Dialog um die Fragen: Was bedeutet der Holocaust für Sie? Wie sehen Sie das Handeln von Topf & Söhne? Welche Konsequenzen sollen wir für eine gemeinsame Zukunft ziehen?

Am Webdialog nehmen Überlebende des Holocaust teil. Im Eröffnungsbeitrag sagt die ungarische Jüdin Éva Fahidi-Pusztai, die als einzige ihrer Familie Auschwitz-Birkenau überlebte und dort 49 Verwandte verlor, zu Erfurter Schülerinnen und Schülern: "Wenn ich die erste Frage zu beantworten habe, was mir der Holocaust bedeutet, hab ich einen sehr kurzen Satz dazu: Holocaust ist einfach mein Leben geworden."

Es ist gut, dass nun mit der Präsentation im Stadtmuseum am Markt unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters ein weiteres Kapitel einer aktiven und kritischen Erinnerungskultur aufgeschlagen wird zu jenen Seiten unserer Geschichte, die viele Menschen nach dem Krieg – nicht nur Ernst Wolfgang Topf – gerne verdrängen wollten. Besonders wichtig ist, dass die Kolleginnen und Kollegen des sam pädagogische Angebote erarbeitet und mit zahlreichen Partnern ein vielfältiges Begleitprogramm entwickelt haben.

Die aktive Erinnerung ist heute so besonders wertvoll, weil wir aus ihr lernen können, wozu Ignoranz gegenüber den Folgen des eigenen Tuns und ein Mitmachen aus alltäglichen Motiven führen kann und welche Verantwortung und welche Handlungsspielräume jeder einzelne hat.

Ich bedanke mich für Ihr Zuhören!