Veranstaltungsbericht zum 6. Königsgambit-Gedenkturnier
Schach-Gedenkturnier im Erinnerungsort findet große Resonanz
Großen Anklang fand am Samstag, 16. November 2019, das 6. Königsgambit-Gedenkturnier im Erinnerungsort – 23 Schachfreunde nahmen an dem Wettkampf teil; der Sieger wurde in sieben Runden ausgespielt. Den Gewinnerpokal nahm nach rund dreistündiger Spielzeit Gesamtsieger Robin Jacobi vom SV Empor Erfurt entgegen, Zweiter und Dritter wurden sein Vereinskamerad Dr. Holger Wiemers und Uli Albrecht vom Erfurter SK. Die Auszeichnung für das beste teilnehmende Kind gewann Adrian Niederndörfer, der auf einem hervorragenden 6. Platz landete. Neben dem Hauptturnier gab es ein Schülerturnier mit Kindern von der Partnerschule Friedrich-Schiller-Schule in Erfurt; hier freuten sich die Finalisten Mika Terkian, Jakob Deiters sowie Lea und Lucas Gebhardt über ihre Urkunden. Wie in den Jahren zuvor war die Schacheröffnung für alle Teilnehmenden vorgegeben – das lebhafte „Königsgambit“, welches ein Bauernopfer in der Eröffnung vorsieht, sorgte abermals für spannende und inhaltsreiche Partien. Organisiert wurde das Schachturnier wie die fünf Ausgaben zuvor von Eugen Mantu, der sich seit Jahren mit großem Engagement um die Bereicherung des Veranstaltungsangebots im Erinnerungsort verdient macht.
Jedes der jährlich stattfindenden Turniere ist einem bedeutenden jüdischen Spieler der Schachgeschichte gewidmet. In diesem Jahr fand die Veranstaltung im Gedenken an Savielly Tartakower – den „genialen Schachmeister mit dem größten Witz“ – statt. Tartakower kam 1887 als Sohn jüdischer Kaufleute in Rostow am Don zur Welt. Als studierter Jurist wählte er in jungen Jahren die Profi-Schachkarriere und stieß in der Zwischenkriegszeit als einer der stärksten Spieler seiner Zeit in die absolute Weltspitze vor. 1930 wurde er Olympiasieger; 1950 ernannte ihn der Weltschachbund zum Großmeister. Als kreativer Kopf fuhr er nicht nur Turniersiege ein, sondern war er auch einer der Vertreter der sogenannten „hypermodernen Schachschule“, die in der Zwischenkriegszeit die Schachtheorie revolutionierte. Unvergessen sind auch seine „Tartakowerismen“, pointierte Aphorismen und Geistesblitze, mit denen er auf humorvolle Weise viele Facetten des Schachs beleuchtete (Beispiele sind: „Die Drohung ist stärker als die Ausführung“; „Die Fehler sind alle da, sie müssen nur noch gemacht werden“; „Der Taktiker muss wissen, was er zu tun hat, wenn es etwas zu tun gibt; der Stratege muss wissen, was er zu tun hat, wenn es nichts zu tun gibt“; „Die Schachpartie ist gewöhnlich ein Märchen aus Tausendundeinem Fehler“). Während des Zweiten Weltkriegs wurde Tartakower, der 1924 nach Paris übergesiedelt war, Mitglied der Résistance. Im Alter von 59 Jahren starb er 1956 in Paris. Bis heute ist sein Name mit einer Kombination aus schachlicher Spitzenklasse und aktivem antifaschistischen Widerstand verbunden.