Die Zerstörung der Großen Synagoge vor 87 Jahren und die Rolle von Georg Beuchel
Veranstaltung im Erinnerungsort Topf & Söhne
Tom Fleischhauer, Historiker, Geschichtslehrer und Vorsitzender des Fördervereins des Stadtarchivs, machte sich auf Spurensuche, was in dieser Nacht geschah. Er brachte ans Tageslicht, dass schon im Sommer 1945 Zeugenvernehmungen der Kriminalpolizei Erfurt ergaben, dass Georg Beuchel das Benzin zur Brandstiftung geliefert hatte. Der Inhaber der Firma Opel Beuchel hatte in dieser Nacht auf Wunsch eines Kunden, der SA-Mitglied war, 60 Liter Benzin in das Haus der SA-Brigade in der Regierungsstraße geliefert. Als von dort rund 50 Männer mit dem Benzin und mit Äxten und Beilen bewaffnet zur Synagoge am Kartäuserring aufbrachen, folgten ihnen Beuchel und seine Kollegen und wurden Zeugen der Brandstiftung. Danach fuhren sie in die Humboldtschule, wo sie die Misshandlungen der in dieser Nacht verhafteten rund 200 jüdischen Männer durch SS, SA und Gestapo vor der Deportation in das Konzentrationslager Buchenwald beobachteten.
Tom Fleischhauer las zu dieser Tatnacht und der Rolle von Georg Beuchel hunderte von Dokumenten in diversen Archiven und sprach auch einen Nachkommen von Georg Beuchel in Baden-Württemberg an. Aus einem zunächst zugewandten und freundlichen Kontakt entstand – als die Frage von Mittäterschaft und Schuldigsein von Georg Beuchel an den Vorgängen des 9. Novembers 1938 aufgeworfen wurde – eine heftige Auseinandersetzung. Inzwischen sieht sich Tom Fleischhauer damit konfrontiert, dass seine historische Recherche und Unvoreingenommenheit durch diesen Nachkommen öffentlich in Frage gestellt werden, er persönlich beleidigt, in Misskredit gebracht und mit Strafanzeigen bedroht wird.
Im Frühjahr 2025 entschied sich Tom Fleischhauer, die persönlichen Anfeindungen gegen ihn öffentlich zu machen. Am 5. Juli 2025 veröffentlichte Anne Fromm in der Tageszeitung einen Bericht, nachdem sie mit allen Beteiligten gesprochen hatte.
Im Erinnerungsort Topf & Söhne wird Tom Fleischhauer am 6. November um 19 Uhr seine Recherchen vorstellen und gemeinsam mit den Podiumsgästen
Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Dr. Michael Löffelsender, Kustos für die Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald in der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, und Anne Fromm, Journalistin der Tageszeitung, folgende Fragen diskutieren: Was sagen uns die Quellen über Georg Beuchel und seine Rolle in der Nacht des 9./10. November 1938? Was bedeutet es, wenn historische Aufklärung über die nationalsozialistischen Verbrechen auf diese Weise behindert wird und Menschen, die sich dafür einsetzen, eingeschüchtert werden sollen?
Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen durchgeführt und von Prof. Dr. Annegret Schüle moderiert.