Lesung und Gespräch „Brandgefährlich“ am 9. Dezember
Wie das Schweigen der Mitte die Rechten stark macht
Tröglitz in Sachsen-Anhalt 2015: Markus Nierth, evangelischer Theologe und parteiloser, ehrenamtlicher Bürgermeister des Ortes, sah sich plötzlich fremdenfeindlicher Hetze und persönlichen Angriffen ausgesetzt, als Flüchtlinge in den kleinen Ort in Sachsen-Anhalt kommen sollten und er sich für sie einsetzte. Bürger aus der Mitte der Gesellschaft marschierten gemeinsam mit Rechtsextremisten auf. Als schließlich eine Demonstration, die bis vor sein Privathaus führen sollte, offiziell zugelassen wurde, entschloss er sich zum Rücktritt. Auf die geplante Flüchtlingsunterkunft wurde ein Brandanschlag verübt, die Täter wurden nie gefunden.
In ihrem Buch berichten Markus Nierth und seine Frau, wie sie als Familie die Bedrohungen durch Rechtsradikale, aber auch das Schweigen durch die Zivilgesellschaft und Politiker vor Ort erlebt haben. Sie erzählen davon, was der lang andauernde Polizeischutz und der soziale und wirtschaftliche Boykott bewirken und wie sie die Anteilnahme von solidarischen Menschen unterstützt. Sie setzen sich mit der Zerrissenheit, Verängstigung und Orientierungslosigkeit unserer Gesellschaft auseinander und werben für einen Kurswechsel in Gesellschaft und Politik: für ein barmherzigeres Miteinander, eine Aufwertung des Anderen unabhängig von Leistung und Beruf, ein Zurückgeben der Würde an die, die beraubt wurden, aber auch für eine klare Abgrenzung von Leuten, die destruktiv handeln und somit die Grundlagen unseres freiheitlichen und friedlichen Zusammenlebens gefährden.
2017 wurden Markus und Susanna Nierth vom Bund der Lutherstädte, zu denen auch Erfurt gehört, mit dem Preis „Das unerschrockene Wort“ ausgezeichnet.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. und dem Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e. V. statt, der Eintritt ist frei.