„Bis meine Mutter weggeholt wurde, war bei uns alles normal.“ Biografien von „Euthanasie“- Geschädigten und Zwangssterilisierten

28.06.2012 10:00

Seit 2008 wurden in Sachsen biografische Interviews mit Mitgliedern des seit dem 1.1.2010 aufgelösten Vereins „Bund der ‚Euthanasie‘-Geschädigten und Zwangssterilisierten“ geführt.

Vortrag von Lars Polten MA, Jena/Dornburg

„Euthanasie“-Geschädigte sind Angehörige von ca. 300.000 Personen, die im Rahmen der NS-Biopolitik ermordet wurden. Zwangssterilisierte sind Menschen,  die  durch das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ ab 1.1.1934 zwangsweise unfruchtbar gemacht wurden. 

Der Vortrag bietet Einblick in mehrere Lebensberichte dieser Überlebenden und in die mit dem Versuch der Aufarbeitung verbundenen Schwierigkeiten. Er entspringt einer laufenden Forschungssituation im Spannungsfeld von Scham, Unrecht und Stigmatisierung; er zeigt behördliches Unverständnis oder Willkür bis in heutige Zeit; zeigt die Vermischungen von medizinischer und sozialer Diagnostik, die letztlich zu zwangsweiser Unfruchtbarmachung und späterem Tod durch Hunger, Gas oder „Medikamente“ führten. 

Der Kontrast der vorgetragenen Bibelstellen aus dem Alten Testament (Genesis 1,26f und Psalm 8) soll das Nachdenken und Hinterfragen der eigenen Einstellung provozieren und ermöglichen. Damit verbunden sind auch Fragen an die Haltung der Christen und Kirchen in der damaligen Zeit und wie eine solche Entwicklung in einer von Christentum und Aufklärung geprägten Gesellschaft möglich war.

Die Veranstaltung findet 19.30 Uhr im Saal (2. Obergeschoss) statt.

Eine Veranstaltung von 
Katholisches Forum im Land Thüringen
Evangelische Stadtakademie „Meister Eckhart“
In Kooperation mit dem Erinnerungsort Topf & Söhne