Rüdiger Bender: Begrüßung zur Jochen-Bock-Preisverleihung am 25. Januar 2014
Rüdiger Bender, Vorsitzender des Förderkreises Erinnerungsort Topf & Söhne e.V.
Und, das ist ganz wichtig für diesen Preis, die Martin-Niemöller-Stiftung. Elfriede Therese Begrich ist heute hier, um mit uns diese Kooperation zu beginnen. Die Martin-Niemöller-Stiftung hat den Auftrag, Widerstandsgeschichte zu repräsentieren. Sie möchte diese aus einer reinen Geschichtsbetrachtung herausholen in ein Nein-Sagen im Hier und Jetzt. Wir wollen Widerständigkeit gegen Rassismus, Antisemitismus – gegen alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – fördern. Es war unser Anliegen, den Preis hier zu verleihen, im Erinnerungsort Topf & Söhne, an einem Ort der Täter, der Mittäterschaft, des sich Überbietens und des Konkurrierens um die besten Lösungen für technische Probleme, die da hießen, die industrialisierte Ermordung und restlose Vernichtung in den Lagern technisch umzusetzen.
An diesem Ort, an dem man lernen kann, dass Mitmachen leider Normalität war, wollen wir Menschen ehren, die uns zeigen, dass es eine andere Option gibt. Wenn wir genau schauen, sehen wir auch bei der Firma Topf & Söhne Handlungsmöglichkeiten und können Verantwortung ganz direkt bis in die einzelnen Individuen hinein nachvollziehen. Wir wollen heute Menschen auszeichnen, die die Bürgerpflicht zum Nein-Sagen, von der Fritz Bauer immer wieder gesprochen hat, in ihrem Leben umgesetzt haben. Und zwar in sehr unterschiedlicher Weise. Wir danken, dass wir hierfür neben Annegret Schüle zwei Laudatoren, einen Laudator und eine Laudatorin gewinnen konnten, die uns dabei unterstützen. Unser Altprobst Heino Falke wird ein paar Worte zu Karl Metzner sprechen und unsere jüngere ehemalige Pröbstin Theresa Begrich wird dann gleiches für Wolfgang Nossen tun. Frau Schüle selbst, die Leiterin des Erinnerungsortes Topf & Söhne, wird die Laudatio für unsere dritte Preisträgerin Éva Pusztai halten.
Ich danke ihnen allen, dass Sie hier sind. Gemeinsam können wir aus der Geschichte lernen, dass man weder mitmachen noch wegschauen darf. Der Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne ist immer dabei, wenn es darum geht, Gesicht zu zeigen gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Das sage ich an dieser Stelle, weil ich heute früher als gedacht diesen Feierort verlassen muss, um am Herrenberg gegen eine Veranstaltung der NPD zu protestieren. Das, was wir hier lernen von unseren Preisträgern, aber auch vom Namensgeber des Preises, Jochen Bock, soll dort auf die Straße gebracht werden.
Ich muss heute nicht über Jochen Bock reden, über diesen "Rädelsführer" (in der Sprache der Gestapo) einer Schülergruppe, zu der auch Karl Metzner gehörte. Denn wir haben das große Glück, dass mit Gerhard Laue einer der Mitschüler hier unter uns ist. Gerhard Laue ist selber in die Mühlen geraten, wurde von der Gestapo verhört, dann wieder frei gelassen, aber trotzdem von der Schule suspendiert. Damit er extern seinen Abschluss machen konnte, hat sich ein Lehrer, Herr Schulz, für ihn eingesetzt und hat ihm Privatunterricht gegeben. Auch das zeigt, es gab immer diese unterschiedlichen Möglichkeiten. Der Direktor der Schule informierte sofort die Gestapo, und dieser Klassenlehrer unterstützte seinen Schüler. Danke, dass Sie das mit uns teilen. Nach den Worten von Gerhard Laue werden Sie verstehen, warum es uns ein Anliegen war, diesen Preis nach einem bis dato Unbekannten zu benennen, nach Jochen Bock, der als 15-Jähriger Schüler genau das Richtige getan hat.
Dankeschön.