Auschwitz

23.04.2016 09:00 – 27.04.2017 18:00

Wanderausstellung des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, Oświęcim. Ergänzt durch "Erfurt—Auschwitz. Lebenswege zwischen Arbeit, Alltag und Vernichtung"

Frau schaut sich eine Tafel an
Besucherin in der Ausstellung "Auschwitz" Foto: © Stadtverwaltung Erfurt
27.04.2017 18:00

Auschwitz: Deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager

Genre Ausstellung
Veranstalter Erinnerungsort Topf & Söhne
Veranstaltungsort Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, 99099 Erfurt
workTel. +49 361 655-1681+49 361 655-1681

Ausstellungsdialog zwischen Polen und Deutschland

Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen. Drei Tage später wurde Oświęcim besetzt, ein Städtchen 50 km westlich von Krakau. 7000 der 12000 Einwohner waren Juden, die Teil des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens der Stadt waren. Reichsführer-SS Heinrich Himmler wollte die nun Auschwitz genannte Stadt zu einer "Musterstadt" mit großen Produktionsanlagen der IG Farben AG im nahe gelegenen Monowice und einer hohen Lebensqualität für die reichsdeutschen Beschäftigten machen. 1940 ließ Himmler ein Konzentrationslager für polnische politische Häftlinge errichten. Um Platz für die Deutschen zu schaffen, wurden die Auschwitzer Juden ab 1941 in Ghettos in der Region deportiert. Von dort zurückgebracht, wurden sie 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Nach dem Einmarsch in die Sowjetunion 1941 sollte dieses Lager für eine Arbeitssklavenarmee von 125 000 sowjetischen Kriegsgefangenen dienen, die niemals existierte. Von den 10000, die zum Lageraufbau kamen, starben in wenigen Monaten 9000 Menschen. Ab 1942 sollten Juden aus West- und Mitteleuropa die sowjetischen Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte ersetzen. Unter ihnen galten viele als "nicht arbeitsfähig", was einem Todesurteil durch die SS gleichkam. Die ersten Opfer waren polnische Juden, dann Juden aus ganz Europa. 1943 nahmen die Großkrematorien ihren Betrieb auf. Die Leichenverbrennungsöfen und die Lüftungstechnik für die Gaskammern lieferte J. A. Topf & Söhne.

1,3 Millionen Menschen wurden nach Auschwitz deportiert. Rund 900000 von ihnen wurden sofort nach ihrer Ankunft zur Ermordung »selektiert«. Über 400 000 wurden als "arbeitsfähig" registriert, nur die Hälfte von ihnen überlebte. In Auschwitz starben etwa 1,1 Millionen Menschen: 960000 Juden, über 70000 Polen, 21000 Sinti und Roma, 15000 sowjetische Kriegsgefangene und bis zu 15000 Menschen verschiedener Nationalitäten. Auschwitz wurde zum Symbol des Holocaust – und mit dem Lager die Öfen von J. A. Topf & Söhne aus Erfurt.

Die Wanderausstellung "Deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz" des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau zeigt mit zahlreichen Dokumenten und Abbildungen den Lagerkomplex Auschwitz als Ort eines Menschheitsverbrechens. Fotos geben den Opfern ein Gesicht, Zeichnungen von Häftlingen beschreiben den Lageralltag.

Die Verbindung von Stadtgeschichte und Menschheitsverbrechen wird in der Ergänzung "Erfurt—Auschwitz" erzählt: Während der Ingenieur Kurt Prüfer und der Monteur Heinrich Messing im Auftrag von Topf & Söhne an den Vernichtungsanlagen arbeiteten, wurde der Kaufmann David Wiemokli in Auschwitz ermordet. Sein Sohn Willy war trotz seiner jüdischen Wurzeln ein Kollege von Prüfer und Messing bei Topf & Söhne. Ein Pokal von 1910 verweist auf den Feuerungsmaurer Martin Holick, der noch im hohen Alter ein Jahr lang für Topf & Söhne in Auschwitz arbeitete.

Auschwitz war das größte der Vernichtungslager, zu denen Bełżec, Sobibór, Treblinka, Majdanek und Kulmhof/Chełmno zählen. Dort ermordeten Deutsche mehr als drei Millionen Menschen. Diesem Erbe in seinem Land kann sich Polen nicht entziehen. Deutschland als ehemalige Tätergesellschaft darf sich nicht entziehen.

Das gemeinsame Ausstellungsprojekt lädt ein zu einem deutsch-polnischen Dialog der Erinnerung und Mahnung.

Schirmherr der Ausstellung ist der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow.

Literatur zum Thema

  • "Auschwitz-Birkenau. Vergangenheit und Gegenwart", Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hg.), Oświęcim 2010
  • "J. A. Topf & Söhne. Ein Erfurter Familienunternehmen und der Holocaust", Annegret Schüle, Erfurt 2014
  • "Willy Wiemokli. Buchhalter bei J. A. Topf & Söhne – zwischen Verfolgung und Mitwisserschaft", Annegret Schüle und Tobias Sowade, Berlin 2015
  • "Die Sonnenblume. Über die Möglichkeiten und Grenzen von Vergebung. Erzählung und Antworten", Simon Wiesenthal, Berlin/München/Wien 2015

Veröffentlichungen

Blick in die Ausstellung