"… Die Blumen haben fein geschmeckt". Das Leben meiner Urgroßmutter Anna L. (1893–1940)

06.07.2022 19:00 – 06.07.2022 21:00

Anna Lorenz (1893 – 1940) wurde in der "Euthanasie"-Tötungsanstalt Pirna Sonnenstein ermordet. 13.720 psychisch Kranke und geistig behinderte Menschen fanden dort zwischen Juni 1940 und August 1941 einen gewaltsamen Tod. Anna Lorenz war eines der ersten Opfer, nach über 20 Jahren Psychiatrieaufenthalt mit der Diagnose Schizophrenie.

Schwarzweiß Fotografie. Portraitbild einer Frau
Anna Lorenz, 1908. Bild: © Daniela Martin
06.07.2022 21:00

"… Die Blumen haben fein geschmeckt". Das Leben meiner Urgroßmutter Anna L. (1893–1940)

Genre Veranstaltung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne
Veranstaltungsort Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, 99099 Erfurt

Buchvorstellung mit der Autorin und Journalistin Daniela Martin, Lübeck

Moderation: Priv.-Doz. Dr. Annegret Schüle, Oberkuratorin am Erinnerungsort Topf & Söhne

Eher zufällig erfuhr die Urenkelin Daniela Martin vom Schicksal von Anna Lorenz. Zunächst stieß sie auf Abwehr in der Familie, als sie nach ihrer Urgroßmutter fragte. Doch schließlich erhielt sie von ihrem Großonkel eine Mappe mit Briefen: Dass dort nicht nur die Korrespondenz der Familie mit Anstalten und Behörden enthalten ist, sondern auch einige Briefe, die Anna Lorenz während ihrer Anstaltsaufenthalte an ihre Kinder schrieb, macht diesen Fall einzigartig.

Auf der Basis dieser Dokumente zeichnet Daniela Martin einfühlsam das Krankenschicksal ihrer Urgroßmutter nach und wirft gleichzeitig ein Schlaglicht auf die Situation von psychisch Kranken in den Jahren des Ersten Weltkriegs, der Weimarer Republik sowie im Nationalsozialismus. Indem der Lebensbericht die zunehmende Vernachlässigung und Unterversorgung der Patienten nach 1933 deutlich macht, beleuchtet er ein bisher kaum biografisch aufgearbeitetes Kapitel der Psychiatriegeschichte in Deutschland.

"Daniela Martin gelingt eine respektvolle und einfühlsame Annäherung an die Lebensgeschichte ihrer Urgroßmutter. Dabei setzt sie sich auch mit der Haltung der Familie auseinander, deren Ambivalenz zwischen Hoffnung und Verbundenheit, aber auch Ohnmacht und Sprachlosigkeit zur Tragik dieses Schicksals dazu gehört. Mit ihrer faktenreichen und anschaulichen Rekonstruktion der Situation in der sächsischen Psychiatrie in den 1920er und 30er Jahren verweist die Autorin zudem auf die Gültigkeit dieses Einzelfalls für ein tausendfaches Unrecht." Thomas R. Müller, Leiter des Sächsischen Psychiatriemuseums in Leipzig.

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In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen

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