"Industrie und Holocaust": Große Resonanz auf die Internationale Wanderausstellung des Erinnerungsortes Topf & Söhne in der Gedenkstätte Auschwitz

31.10.2017 11:00

30.000 Besucherinnen und Besucher sahen die Ausstellung in der ehemaligen Wäschereibaracke im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau

Foto: Jugendliche auf Spurensuche in der Ausstellung Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Mit großer Resonanz beendete die Internationale Wanderausstellung "Industrie und Holocaust: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz" am 31. Oktober 2017 ihre siebenmonatige Präsentation in der Gedenkstätte Auschwitz im polnischen Oświęcim. Über 30.000 Menschen besuchten die Ausstellung des Erinnerungsortes Topf & Söhne, die in einer polnisch-englischen Sprachversion im ehemaligen Stammlager Auschwitz I in der Wäschereibaracke gezeigt und vor wenigen Tagen von Mitarbeitern der Stadtverwaltung wieder abgebaut und nach Erfurt zurückgebracht wurde. Zahlreiche Besuchergruppen und Einzelbesucher sowie viele Mitarbeiter der Gedenkstätte sahen sich die Ausstellung an, die Verweildauer war zumeist hoch. Dass es sich bei Topf & Söhne um eine "ganz normale" deutsche Firma handelte, die zu den SS-Aufträgen nicht gezwungen wurde und sie auch nicht zum ökonomischen Überleben benötigte, war für sie eine neue, interessante Perspektive auf die Geschichte von Auschwitz. Die polnischen Kolleginnen und Kollegen haben den Ansatz in der Erfurter Geschichtskultur, sich kritisch und reflektiert mit seiner ambivalenten Stadtgeschichte auseinanderzusetzen, sehr positiv bewertet.

In dem mit der Ausstellung eröffneten Webdialog "Verbrechen und Verantwortung. Erinnern für das 21. Jahrhundert" meldeten sich Jugendliche und junge Erwachsene zu Wort. So entstanden unter anderem Beiträge in dem mehrtägigen Projekt "Was geht mich das an?", das der Erinnerungsort für Menschen mit und ohne Fluchterfahrungen anbot. Die Fragen, die in diesem Projekt im Vordergrund standen, sind: Was bedeutet es, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, wie es das Grundgesetz fordert? Welche Bedeutung hat die Geschichte des Nationalsozialismus in Deutschland für Menschen mit Fluchterfahrung? Was können sie zur Erinnerungskultur beitragen? Welche Verantwortung trägt der einzelne Mensch für andere und für die Gesellschaft? Das Projekt ermöglichte den Dialog zwischen Zugewanderten und hier in Deutschland Aufgewachsenen: Ein Dialog über ihre unterschiedlichen Erfahrungen, ihr Wissen und ihr Verständnis vom Nationalsozialismus und ihre Vorstellungen von einer gerechten und fairen Gesellschaft.

Weitere Beiträge entstanden im Oktober 2017 in Oświęcim während einer trinationalen Jugendbegegnung mit 25 Jugendlichen aus Deutschland, Polen und der Ukraine. Sie wurde von der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim und dem Erinnerungsort Topf & Söhne gemeinsam organisiert. Die jungen Menschen setzten sich mit den unterschiedlichen Narrativen ihrer Herkunftsländer über den Nationalsozialismus auseinander und begaben sich auf historische Spurensuche in der Gedenkstätte Auschwitz und in der Wanderausstellung "Industrie und Holocaust: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz". Ein besonderes Geschenk für die Gruppe war ein Treffen mit der Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz, die den jungen Menschen aus ihrem Leben berichtete. Ihre Eindrücke, Gedanken und vor allem die Konsequenzen, die sie aus der Beschäftigung mit der Geschichte für eine gemeinsame Zukunft ziehen, haben die Jugendlichen in Videoclips für den Webdialog zusammengefasst.

Für den Erinnerungsort Topf & Söhne, ein Geschichtsmuseum der Stadt Erfurt, war die Präsentation der Höhepunkt einer jahrelangen, sehr guten Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Auschwitz, der weltweit größten Gedenkstätte in einem ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager. Nach ihrer Eröffnung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau wird die Internationale Wanderausstellung im kommenden Jahr zuerst im Rathaus Mainz und danach im Stadtmuseum Wiesbaden gezeigt.

Ein Begleitband zur Ausstellung in deutsch-englischer Sprache erscheint demnächst im Verlag Hentrich & Hentrich.