Überleben im Versteck - Zwei Veranstaltungen aus unterschiedlicher Perspektive

26.06.2013 10:00

Im Begleitprogramm zur Ausstellung "Entkommen? 1942-1945. Berlin und Thüringen" bieten zwei Veranstaltungen am 26. und 27. Juni unterschiedliche Perspektiven zum Thema, wie verfolgte Juden im Versteck überleben konnten.

Helfer im Hintergrund

Wer sich einer Deportation entzog und untertauchte, um zu überleben, brauchte nicht nur den Mut und die Gelegenheit. Ohne nichtjüdische Helfer war ein solches Unterfangen kaum möglich.

Der herausragende Zeithistoriker Prof. Dr. Wolfgang Benz (Foto rechts) spricht in seinem Vortrag am 26. Juni um 19 Uhr 30 über den "Rettungswiderstand". Er stellt die Gruppe der nichtjüdischen Retter vor und fragt nach ihren Motiven und Handlungsspielräumen. Wolfgang Benz leitete von 1990 bis 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin und ermöglichte in dieser Zeit die wegweisenden Forschungsprojekte "Solidarität und Hilfe für Juden während der NS-Zeit" und "Rettung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland". Im vergangenen Herbst wurde er in Erfurt mit dem bedeutenden Preis "Gegen Vergessen - für Demokratie" ausgezeichnet.

Ein außergewöhnliche Gelegenheit bietet am 27. Juni um 16 Uhr 30 Uhr die Begegnung mit Zvi Aviram (Foto links) aus Israel, der den Holocaust als Jugendlicher in Berlin überlebte. Zvi Aviram wurde am 25. Januar 1927 als Heinz Abrahamson geboren. Als jüdisches Kind erhielt er Schulverbot, auch seine Schlosserlehre musste er nach wenigen Wochen abbrechen, weil er mit 14 Jahren zur Zwangsarbeit verpflichtet wurde. Als die Nationalsozialisten am 27. Februar 1943 in der so genannten Fabrik-Aktion jüdische Männer, Frauen und Kinder ohne Vorwarnung aus Fabriken und Wohnungen deportierten, gehörten auch Zvis Eltern zu den Opfern. Sie wurden nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Plötzlich ganz auf sich gestellt, ohne Geld und Lebensmittelkarten, traf der damals 16-jährige Zvi Aviram die Entscheidung, sich seiner Deportation zu entziehen und unterzutauchen. Er fand Anschluss an die illegale jüdische Jugendgruppe Chug Chaluzi. Ihre Mitglieder halfen sich untereinander im Alltag der Illegalität. Etwa 40 Kinder und Jugendliche konnten so ihr Leben retten. Zvi lebte über zwei Jahre im Untergrund in verschiedenen Verstecken bei nichtjüdischen Helfern. Er wurde zwei Mal entdeckt und entkam jedes Mal aus der Haft.

Der Erinnerungsort richtet mit diesen Veranstaltungen den Blick auf die Menschen, die als Einzelne und Gruppen jüdischen Freunden, Nachbarn, Bekannten, Kollegen oder Fremden selbstverständlich und oft ohne Rücksicht auf die eigene Gefährdung halfen und so ihr Leben retteten. Und er vermittelt die wertvollen und unersetzbaren Erfahrungen der Menschen, die von der nationalsozialistischen Vernichtung bedroht waren und oft als einzige ihrer Familien überlebten.

Der Vortrag von Wolfgang Benz findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und die Zeitzeugenbegegnung mit Zvi Aviram in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum statt.

Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz: Rettungswiderstand. Helfer, Handlungsspielräume, Wirkung 26. Juni, 19:30 Uhr

Zeitzeugenbegegnung mit Zvi Aviram 27. Juni, 16:30 Uhr

Beide Veranstaltungen finden im Saal (2. Obergeschoss) im Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, statt.