Auschwitz-Überlebende Éva Pusztai von Bundespräsident Joachim Gauck mit hoher Auszeichnung geehrt

19.07.2012 10:00

Die 1925 geborene ungarische Jüdin Éva Pusztai (im Foto in der Mitte) ist Erfurt besonders verbunden. Hier hat sie im Erinnerungsort Topf & Söhne am 27. Januar 2012 aus ihrem Buch "Die Seele der Dinge" gelesen.

Engagement und Belohnung von Éva Pusztai

Ihr und anderen Überlebenden der nationalsozialistischen Vernichtung ist die Sonderausstellung "Unersetzbar. Begegnung mit Überlebenden" gewidmet, die bis 27. Januar im Erinnerungsort zu sehen ist. Jetzt erhielt Éva Pusztai eine hohe deutsche Auszeichnung. Bundespräsident Joachim Gauck verlieh ihr für ihr "langjähriges Engagement in der Erinnerungsarbeit und für die Versöhnung zwischen Juden, Ungarn und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg und der Shoah" das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Am 19. Juli lud der deutsche Botschafter in Budapest Dr. Matei Ion Hoffmann (im Foto links) Frau Pusztai, ihre Familie und ihre engsten Freunde zu einem Empfang ein, um die Auszeichnung zu überreichen. Es war Éva Pusztai ein Herzensanliegen, Dr. Annegret Schüle, die Leiterin des Erinnerungsortes Topf & Söhne, zu ihren Gästen zu zählen. "Es war für mich sehr bewegend, bei der Würdigung von Évas Pusztais Lebensleistung dabei sein zu dürfen," berichtet Annegret Schüle nach ihrer Rückkehr.

In ihrer Antwort auf die Rede des Botschafters, die Éva Pusztai in Ungarisch und in fließendem Deutsch hielt, betonte sie, dass sie nach dem Verlust ihrer Eltern, ihre kleiner Schwester und 49 Verwandter in Auschwitz kein deutsches Wort mehr habe sprechen wollen. "Es dauert lange, bis man aus dem Haß herauskommt," sagte sie. "Auschwitz-Birkenau kann man nicht unbeschadet überleben", lautet die bittere Wahrheit ihres Lebens. Umso mehr Kraft hat das Vermächtnis dieser starken, mutigen und warmherzigen Frau, die als Fazit ihrer Lebenserfahrung sagte: "Das wichtigste ist, dass man bestrebt ist, ein guter Mensch zu bleiben".

Die besorgte Frage, die sich Éva Pusztai in ihrer Rede stellte, lautete: "Was bleibt nach uns von der Erinnerung?" Ihr Bemühen sei es, der Jugend etwas zu hinterlassen. Denn wenn die Jugend keine Kenntnisse über die Geschichte habe, könne man ihr alles einreden.

"Die jüdischen Überlebenden, mit denen ich in Budapest sprechen konnte, sind sehr besorgt angesichts des wachsenden Antisemitismus und der rechtsextremen Gewalt gegen Roma. Unter ihnen herrscht wieder Angst. Sie sehen keine Zukunft für ihre Enkel in ihrer Heimat", berichtet Annegret Schüle nach ihrer Begegnung mit Éva Pusztai und anderen Überlebenden.

Es ist von großer Bedeutung, dass die Bundesrepublik Deutschland Éva Pustzai in Budapest geehrt hat. Stimmen wie Éva Pustzai braucht es dringender denn je in einem Europa, in dem die Menschenrechte geachtet werden und die Demokratie gewahrt bleibt.